Wechsel im Vorsitz des Kirchenvorstands
Ich möchte erklären, wieso ich diesen Wechsel im Vorsitz des Kirchenvorstands angestoßen habe: Es wäre so schön, wenn in der Kirchengemeinde Beerfelden alles immer so bleiben würde, wie es ist. Da läuft alles gut, da fühlen wir uns zu Hause. Unsere Kirchengemeinde hat einen sehr guten Kirchenvorstand, gute Mitarbeiter und Pfarrer, die harmonisch zusammenarbeiten. Aber uns stehen große Veränderungen ins Haus und es lohnt nicht, über die schwindende Personaldecke und die geringer werdenden Finanzen zu klagen. Wir müssen positiv auf diese Herausforderungen reagieren. Als klar wurde, dass durch die Auflösung der Kirchengemeinde Schöllenbach-Bullau, die Schöllenbacher Kirchenvorsteherinnen Ingrid Strauch und Sabine Bulling und der Kirchenvorsteher Thomas Ihrig in unseren Vorstand aufgenommen würden, habe ich gleich gesehen, dass mit Thomas Ihrig ein Mann zu uns kommt, der durch seine langjährigen beruflichen Erfahrungen besonders geeignet ist, die Geschicke der Kirchengemeinde Beerfelden in die Zukunft zu führen. Hinter dem Stichwort „Nachbarschaftsräume“ verbirgt sich ja eine ganze Fülle von Veränderungen: Benachbarte Gemeinden werden in Zukunft enger zusammen arbeiten, sich gegenseitig aushelfen, Schwerpunkte setzen und gemeinsam Aufgaben erfüllen, die eine einzelne Gemeinde nicht stemmen kann. Das sind die Gründe, weshalb ich meine Idee erst einmal im kleinen Kreis mit Thomas Ihrig und den Pfarrern besprochen habe. Jetzt, wo uns große Umbrüche ins Haus stehen, wäre es gut, wenn wir den Wechsel direkt umsetzen würden, Es hat mich gefreut, dass Thomas Ihrig dazu bereit war. Natürlich kann er im Büro nicht so präsent sein, wie ich es konnte, weil ich schnell mal ins Kirchenbüro gehen konnte, wenn unsere Sekretärinnen angerufen haben und gesagt haben: „Hier brauchen wir eine schnelle Entscheidung!“ Er wohnt in Kailbach am Rand der Kirchengemeinde und steht noch voll im Berufsleben. Da kann er nicht auf Zuruf ins Büro kommen. Aber das wird sich einspielen.
In den neun Jahren, in denen ich den Vorsitz des Kirchenvorstands hatte, ist mir das alles ans Herz gewachsen. Es täte mir weh, wenn plötzlich alles vorbei wäre. Ich gebe ja auch „nur“ den Vorsitz ab und bin weiterhin Mitglied im Kirchenvorstand. Und natürlich freue ich mich, wenn junge Leute mich auf der Straße grüßen, deren Konfirmandenkärtchen ich seinerzeit nach den Gottesdiensten abgezeichnet habe und mit denen ich ins Gespräch gekommen bin. Vieles läuft weiter wie bisher. Die Verantwortung liegt ja auch nicht nur auf den Schultern von Raimund Keysser oder Thomas Ihrig. Auch wenn das oft gar nicht bewusst wird, wir haben im Kirchenvorstand Ausschüsse, die sich um unterschiedliche Themen kümmern. Ich nenne hier nur den Bauausschuss und den Finanzausschuss. Glücklicherweise haben wir im Kirchenvorstand ein großes Spektrum von Menschen mit unterschiedlichen Fähigkeiten. Und das ist gut für unsere Kirchengemeinde, wo soviel los ist, von der Kirchenmusik über den Kindergottesdienst und den Kindergarten bis zu den Gottesdiensten in der großen Martinskirche und den kleinen Kirchen und Gottesdienstorten in Gammelsbach, Unter-Sensbach, Schöllenbach und Falken-Gesäß. Ich schaue mit Zuversicht und Gottvertrauen in die Zukunft unserer Gemeinde.
Dr. Raimund Keysser
Thomas Ihrig ist nun gefordert und sagt uns, was ihn dazu bewogen hat, diesen Weg mitzugehen und den Vorsitz zu übernehmen:
Ich weiß, dass ich mich hier ganz einbringen muss. Und weil ich nicht noch eine zusätzliche Aufgabe übernehmen wollte, die dann „so nebenbei“ mitgemacht wird, sondern mit ganzer Kraft für die nun größere Kirchengemeinde Beerfelden zur Verfügung stehen will, habe ich meine Mitarbeit in kommunalen Gremien und auf anderen Ebenen zurückgefahren. Ich komme aus einem kirchlich geprägten Elternhaus. Mein Vater, Herbert Ihrig, war 42 Jahre Kirchenvorsteher. Er hat jahrzehntelang mit wechselnden Pfarrern die Geschicke der Kirchengemeinde Schöllenbach-Bullau geführt. Ich bin in der evangelischen Jugend zu Hause. Geleitet von der Dekanatsjugendreferentin Sabine Jackwert habe ich in diesem Umfeld viele Impulse erfahren. Jahrelang habe ich in der Dekanatsjugendvertretung und bei Konfirmandenfreizeiten mitgearbeitet. Ich war einige Jahre im Dekanatssynodalvorstand tätig und bin Lektor. Wegen der beruflichen Belastungen als Bürgermeister musste ich auf dem kirchlichen Bereich kürzer treten. Als ich dann 2021 den Vorsitz des Kirchenvorstands der Kirchengemeinde Schöllenbach-Bullau übernommen habe, habe ich in Zusammenarbeit mit Pfarrerin Claudia Borck die Aufgaben in einer Kirchengemeinde gründlich kennen gelernt. Ich weiß schon, zu was ich „Ja!“ gesagt habe. Wir werden unseren Nachbarschaftsraum entwickeln. Von Mossau über Rothenberg bis nach Neckarsteinach ist das ein großer Bereich, in dem die einzelnen Gemeinden ihre kirchlichen Aktivitäten entfalten und immer wissen: Auch wenn es im einzelnen Ort weniger aktive Gemeindeglieder gibt, in der Nachbarschaft gibt es Gemeinden, mit denen wir zusammen das Leben der Kirchengemeinden aktiv gestalten können, ohne dass sich die einzelne Gemeinde verloren fühlt. Vieles von dem, was uns die Zukunft bringt, ist noch nicht ins Bewusstsein der Gemeindeglieder der Einzelgemeinden gekommen. Aber weil wir nicht nur darüber klagen wollen, dass alles weniger wird, wollen wir miteinander mutig diesen Weg in die Zukunft gehen. Und natürlich ist es wichtig, die Gemeindeglieder und darüber hinaus die Öffentlichkeit darüber zu informieren, was alles in unserer Kirchengemeinde läuft. Deshalb ist es wichtig, in unseren Gemeindebrief „Kirchenfenster“, im „Oberzent Aktuell“ und im „Echo“ zu zeigen, welche Aktivitäten wir anbieten. Die Menschen sollen sehen, dass hier eine lebendige Gemeinde an der Arbeit ist und dass es sich lohnt, aktiv oder passiv dazuzugehören oder diese Arbeit wenigstens mit der Zahlung der Kirchensteuer zu unterstützen.
Am 01. November wird Dr. Raimund Keysser die Verantwortung, die Schlüssel fürs Büro, die Kirche und das Gemeindehaus, das Kirchensiegel und die Dienstaufsicht über alle haupt- und nebenamtlichen Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen offiziell an Thomas Ihrig übergeben.
Vieles wird so bleiben wie bisher. Wir werden auch weiterhin auf eine aktive Mitwirkung von Dr. Raimund Keysser auf den verschiedenen Ebenen der Arbeit der Kirchengemeinde bauen können. Bei Ehejubiläen und großen runden Geburtstagen wird er weiterhin die Gemeindeglieder in Beerfelden zu Hause besuchen und wird bei sonstigen Repräsentationsaufgaben zur Verfügung stehen. Er hat das Leben der Kirchengemeinde über viele Jahre begleitet, schon seine Mutter hat regelmäßig die Gottesdienste in der Martinskirche besucht. Diese Lebenserfahrung wird er einbringen, wenn der Kirchenvorstand Probleme bespricht und Beschlüsse fasst. Thomas Ihrig sagt: Dafür bin ich ihm sehr dankbar, er erleichtert mir damit den Einstieg in das Amt des Vorsitzenden.
Und er schaut vorwärts und sagt: Ich will das ganze Gemeindeleben kennen lernen, werde gelegentlich auch mal in Falken-Gesäß oder in einer der anderen Kirchen zum Gottesdienst kommen und auch den Kindergarten unter der Leitung von Frau Buchwald-Pröhl besuchen. Es ist ja ein großes Spektrum, über den Kirchenchor und den Posaunenchor bis hin zum Männerkochkurs.
Wichtig sind mir lebendige Kontakte zur katholischen Kirchengemeinde, zur türkisch-islamischen Gemeinde in Beerfelden, die sich ja in unmittelbarer Nähe zur Martinskirche trifft, sowie zur evangelischen bulgarischen Gemeinde, deren örtlichen Gemeindeglieder für ihre Gottesdienste und Treffen ganz aktuell bei uns untergekommen sind.
Wir wünschen dem scheidenden Vorsitzenden Dr. Raimund Keysser alles Gute und Gottes Segen. Wir wissen, dass der neue Vorsitzende alle Voraussetzungen mitbringt, die wir für die Weiterentwicklung unserer Kirchengemeinde brauchen. Wir begrüßen ihn herzlich und geben ihm das Bibelwort für diese neue Aufgabe mit:
„Ich will dir den Weg zeigen, den du gehen sollst. Ich will dir raten und dich behüten!“ Ps. 32, 8:
Dieter Borck, Pfr.i.R.