Pilgerfreizeit
14 junge Menschen zwischen 18 und 25 Jahren sowie die Dekanatsjugendreferenten des Odenwaldkreises und der Bergstraße, um knapp 190 km des Camino Frances in Spanien zusammen zu pilgern. Nur das Notwendigste war in den Rucksäcken dabei, denn diese mussten schließlich die ganze Pilgerreise über getragen werden.
Nach kurzem Aufenthalt in Madrid ging es mit dem Flugzeug weiter nach Santiago de Compostela und dann mit dem Bus zurück zu unserem eigentlichen Startpunkt. Es war ein sehr komisches Gefühl, in nur zweieinhalb Stunden die Strecke zu fahren, die wir in den nächsten 11 Tagen zurückwandern sollten…
In Villafranca del Bierzo verließen wir den Bus und hatte noch 10 km bis zu unserer ersten Pilgerherberge zu laufen. In den nächsten anderthalb Wochen sollte dies jedoch die kürzeste Strecke bleiben: die einzelnen Tagesetappen bewegten sich zwischen 16 und 30 km.
Die Unterkünfte reservierten wir im Vorhinein selbst per Telefon, das klappte trotz mangelnder Spanischkenntnisse auch überraschend gut, und vom 50-Bett-Raum in einem Klosterkeller bis hin zum Pilgerhotel mit Pool war alles dabei.
Insgesamt sahen die Tage recht ähnlich aus: Nach einem gemeinsamen Tageseinstieg, der z. B. aus Gebeten oder einer Tagesaufgabe bestand, machten sich alle in Kleingruppen oder alleine auf den Weg. Es gab genügend Cafés am Wegesrand, die sich für eine Pause und die obligatorische Tortilla (Spanisches Omelett mit Eiern, Kartoffeln und Zwiebeln) anboten. Am Nachmittag trudelten wir nacheinander in den jeweiligen Unterkünften ein. Wichtig waren natürlich auch die Stempel, die tagsüber in Kirchen, Cafés und Herbergen im Pilgerausweis gesammelt werden konnten, um nachweisen zu können, dass man die 100 km gepilgert ist, die erforderlich sind um am Ende die Compostela, die Pilgerurkunde, zu erhalten.
Abends wurden in vielen Herbergen sogenannte „Pilgermenüs“ für 15 € angeboten. Falls in der Unterkunft eine Küche vorhanden war, kochten wir allerdings selbst.
Auf dem Weg und auch in den Herbergen konnten schnell Kontakte mit anderen Pilgern geknüpft werden, die aus der ganzen Welt hergereist waren, um ebenfalls den Camino zu pilgern. Besonders im Gedächtnis geblieben ist mir ein Spanier, der die Pilgerreise in diesem Jahr bereits zum 27. Mal antrat – und er lief den gesamten Weg, nicht nur einen Bruchteil, wie wir es taten!
Am Donnerstag, den 22. August kamen wir am späten Vormittag in Santiago de Compostela an – endlich! - gerade rechtzeitig für die tägliche Pilgermesse in der Kathedrale. Der große Weihrauchkessel wurde an diesem Tag leider nicht geschwenkt, es war dennoch ziemlich beeindruckend. Den Rest des Tages hatten wir zur freien Verfügung, er wurde ausgiebig genutzt, um das ein oder andere Souvenir und natürlich auch die Compostela zu besorgen.
Am nächsten Morgen war noch ein wenig Zeit, die einige für ein ausgiebiges Frühstück nutzten, bevor es an den Flughafen und zurück nach Deutschland ging.
Es war eine tolle Erfahrung mit vielen Begegnungen mit anderen Menschen verschiedenster Nationalitäten und Kulturen. Viele intensiven Gespräche und die Erkenntnis, wie wenig im Pilgerleben benötigt wird, werden sicher noch lange nachwirken.
Kerstin Tragiser