Menu
Menü
X

Nachruf zu Andreas Obenauer - Auszüge aus der Trauerrede

Am 31.12.2023 ist Andreas Obenauer überraschend zu Hause verstorben. Wir trauern um seinen Tod und sind betroffen.

Seine Urne wurde am 24.01.2024 auf der Sensbacher Höhe beigesetzt.

„Der Andi ist tot“ – was für eine schreckliche Nachricht, die uns alle da zum Jahreswechsel erreicht hat. Bis jetzt habe ich das, glaube ich, noch immer nicht ganz verstanden. Andi, der doch zum Sensbachtal dazugehört, den man immer wieder an den unterschiedlichsten Stellen bei uns im Tal gesehen hat und mit dem man immer ein Schwätzchen halten konnte. Andi, dieser überaus hilfsbereite Kamerad, der uns Freund war, Bruder, Ehemann, Onkel. Andi, der immer für alle da war und auf den man sich verlassen konnte. Andi, auf den wir nichts kommen lassen und der war, wie er war, mit Ecken und Kanten, ein Sensbachtaler Original. Nach wie vor ist es für mich unvorstellbar, dass er nun nicht mehr da sein sollte. Und das Sensbachtal fühlt sich leerer an.

Ja, Andreas Obenauer, er ist verstorben am 31.12., an einem Herzinfarkt. Friedlich eingeschlafen ist er, was für eine Gnade. Alle Wiederbelebungsversuche sind gescheitert. Und so starteten wir sinnbildlich in dieses Jahr ohne Glockengeläut und viele von uns spürten bereits da: Jemand fehlt.

Und da sind die vielen Erinnerungen an einen so besonderen und außergewöhnlichen Menschen. Ich erinnere mich, wie ich ihm das erste Mal begegnete, vor über 8 Jahren, in Beerfelden, am Carée. Er redete auf mich ein, ich verstand ihn damals kaum, und er sprach mit mir, als würden wir uns schon immer kennen. Andreas Obenauer, er war ein offener, ehrlicher Mensch, der auf andere Menschen zugegangen ist. Ein Mann mit Prinzipien. Ein Mensch, wie ich sonst keinen kennen gelernt habe. Er und ich, wir haben uns jeden Donnerstag, kurz vor meinem Religionsunterricht, vor dem Schulgelände auf eine Zigarette und Kaffee getroffen. Niemand konnte so liebevoll schimpfen wie er und wie sehr konnte man sich über sein Schimpfen und seine Art freuen. Ja, und seit einigen Monaten hatte er immer wieder sein Thema, den Ruhestand. Mit allem wolle er aufhören und nur noch Angeln oder auch mal nach Polen fahren. Nur die Kirche, sagte er zumindest mir, wolle er weitermachen, wo er als Küster vom Sensbachtal und als Küster von Gammelsbach angestellt war. „Schnell kann es aus sein“, das sagte er mir so oft. Ja, Andreas, schnell kann es aus sein.

Ja, Andreas war ein Sensbachtaler, durch und durch. Hier ist er zur Grundschule gegangen, danach ging er in Beerfelden auf die Gesamtschule, er lernte Zimmermann bei der Firma Holschuh in Hebstahl. Er arbeitete viele Jahre bei der Firma Zenker, rund 22 Jahre, bis zum Schluss. Es folgte eine Zeit, die für ihn und seine Frau Katharina nicht leicht war und er mit der Arbeitslosigkeit zu kämpfen hatte, bevor er dann Hausmeister beim Landratsamt, bei der Berufsschule wurde. Er war außerdem Hausmeister bei uns in der Grundschule im Sensbachtal, sowie über viele Jahre Küster in der Kirche in Unter-Sensbach als Nachfolger damals von Willy Daub und in den letzten Jahren auch Küster der Kirche in Gammelsbach. Über 20 Jahre lang war er im Kirchenvorstand, Andreas war 23 Jahre Mitglied im VdK, von dem er auch gut unterstützt wurde. Er war 42 Jahre lang förderndes Mitglied beim MGV, sowie 40 Jahre Mitglied bei der Feuerwehr, hier gibt es ein Ehrenzeichen in Silber, das ihm der Bezirksfeuerwehrverband verliehen hat und worauf Andreas sehr stolz war.

Andreas, er gehörte dazu, er war einer von uns. Und er war so, wie er war: Ein Original, ein Typ. Echt, pur, ehrlich. Ein Romantiker – für seine Frau Katharina: Da gab es auch mal groß angelegte Picknicks,  mit roten Rosen zum Hochzeitstag, ein tägliches „Kocham cię“ (auf polnisch: ich liebe dich) und eine überraschende Rückkehr von der Reha vor genau 10 Jahren, als er von einem schweren Schlaganfall an Heiligabend plötzlich vor seiner Frau stand. Er war ein Gentleman, ich erinnere mich an die Verabschiedung der Schulleiterin Heike Hesse, als er sich mit Handkuss und Fliege verabschiedete. Ja, und er war vielen von uns ein hilfsbereiter Freund, der da war, wenn man ihn brauchte, immer erreichbar, wenn er nicht irgendwo unterwegs war - was er ja eigentlich den ganzen Tag war. Immer auf ein Wort bereit, eine Zigarette, ein kurzes Gespräch.

Was war Andreas für dich? Welche Erinnerungen hast du an ihn? Und ich weiß, dass jeder Gedanke an ihn mit einem Lächeln verbunden ist, denn Andreas, er war, wie er war und das braucht am Ende eigentlich keiner weiteren Ausführung.

Und so verbleiben wir bei unseren Erinnerungen an so viele Situationen mit ihm und wissen: Einen Andreas gibt´s kein zweites Mal. Wir übergeben ihn unserem Gott, an den er zeit seines Lebens geglaubt hat, lassen ihn ruhen von seiner Arbeit und hoffen, dass wir ihn eines Tages wiedersehen werden. In einer anderen Welt. Und dann, wenn es soweit ist, dann wird alles neu sein und alles, was irdisch ist, werden wir abgelegt haben. „Seid fröhlich in Hoffnung, geduldig in Trübsal, beharrlich im Gebet“.

Pfarrer Roland Bahre


top