Musik zum Jahreswechsel
Die Kirchenmusikerin der evangelischen Martinskirche Beerfelden, Iris Thierolf und der erste Geiger und Leiter der Kurpfalzharmonie Heidelberg, Arne Müller, hatten, wie in vielen Jahren zuvor zum Jahreswechsel, zum Konzert in die Martinskirche eingeladen. Inzwischen haben die beiden Künstler eine Fan-Gemeinde die Jahr um Jahr zum Konzert kommen, denn die große, zum Weihnachtsfest festlich mit zwei riesigen Tannenbäumen geschmückte Hallenkirche ist nicht nur ein optisches Highlight, die Akustik in dieser Kirche ist einzigartig und bietet sich für Konzerte immer wieder hervorragend an. So war die Kirche auch diesmal sehr gut besucht.
Mit Bedacht hatten die beiden Künstler ein Programm zusammengestellt, in dem sie, wie an einer Perlenschnur, die verschiedensten Komponisten des Barock, der Spätromantik und Klassik zu Gehör brachten.
Zum Auftakt erklang kraftvoll eine Sarabande (Tanz aus Spanien, einem langsamen Menuett ähnlich) vom Komponisten Carl Bohm (1844-1920), der, als das Radio noch nicht erfunden war, als guter Unterhaltungsmusiker sehr gefragt war.
Es folgt aus der Suite Nr. 3 von Georg Friedrich Händel (1685-1759) ein Presto, das ursprünglich für Cembalo geschrieben, nun aber von Arne Müller auf der Violine intoniert wurde. Schnelle Läufe auf dem Klavier wurden von der Violine aufgenommen und verwoben sich schließlich harmonisch.
Henry Purcell (1659-1695) gab die musikalische Vorgabe zum Lied „If music be the food of love“ (wenn die Musik die Nahrung ist), das von Iris Thierolf bearbeitet wurde und das sie mit ihrer wunderschönen Mezzo-Sopranstimme erklingen ließ.
Isaac Albéniz (1860-1909) ließ in seine Kompositionen viele Klangfarben aus den Stationen seines Lebens (Puerto Rico, Kuba, Buenos Aires, New York, Barcelona) einfließen. Das von den beiden Künstlern gespielte, wehmütig klingende „Mallorca“ hatte sehr südländische, romantische Passagen.
Es folgte ein „Polish Dance“ von Edmund Severn (1862-1942), hier hatte man die bunt gekleideten Tänzer vor Augen, die nach temperamentvollem Auftakt sich anschließend wiegend im Kreise drehten.
Sehr zart und romantisch erklang danach die Melodie gebende Violine, das Piano begleitet sie im Hintergrund bei der Cantilène von Gabriel Pierre (1863-1937).
Sein ganzes künstlerisches Können auf der Violine bewies Müller im nachfolgenden Concerto Nr. 1
von J.Babtiste Accolay (1833.1900). Nach dem Klavierauftakt übernahm er die Führung und zeigte eine enorme Virtuosität. Die Zuhörer dankten es mit langanhaltendem Beifall.
Chr. Willibald Gluck (1714-17887) schrieb „Orpheus und Eurydike“. Eine von Fritz Kreisler bearbeitet „Melodie“ wurde von den beiden Künstlern zu Gehör gebracht, dabei hatte man den Eindruck, als würde die Violine singen.
Und noch einmal Händel, das „Largo“ von Iris Thierolf hinreißend und beeindrucken gesungen, war für alle Anwesenden ein Hochgenuss.
Rachmaninoff (1873-1943), Vocalise, ein Stück der Spätromantik erklang im Anschluss. Es ist ein schwermütiges Werk, bei dem die Violine vortrefflich die Sopranstimme übernahm.
Seine unglaubliche Fingerfertigkeit bewies Müller bei dem nachfolgenden Musikstück des Niederländers Ten Have (1831-1924). Temperamentvollen Doppelgriffen folgten zarten Strichen bis in höchsten Höhen, dann setzte das Klavier mit Tempo ein und schließlich fanden sich beide Instrumente im schönsten Einklang wieder.
Mit dem letzten Stück, einem Feuerwerk auf dem Klavier und der Violine, machten sich die beiden Künstler einen Spass und legten ein sagenhaftes Tempo auf den Instrumenten mit „Millionaire's Hoedown“ von H. Clebanoff (19917-2004) vor. Die Zuhörer wurden dabei in die gute alte Wildwestatmosphäre versetzt.
Standing ovationes waren der Dank an die Künstler, die gerne noch zu drei Zugaben bereit waren, darunter auch das von Thierolf für Violine bearbeitete Lied „Guten Abend, Gute Nacht“ bei dem noch einmal ihre großartige Stimme durch den Kirchenraum erschallte.
Beim anschließenden Umtrunk im Eingangsbereich der Kirche spürte man die Freude der begeisterten Konzertbesucher über diesen wunderschönen, musikalischen Jahresausklang.
Heidemarie Canis