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Lara Schütz

Ein Interview mit Vikarin Lara Schütz

Pfarrer Bahre: Liebe Frau Schütz, liebe Lara, du bist nun seit gut anderthalb Jahren hier bei uns in Beerfelden. Was hat dir in dieser Zeit am besten gefallen?

Vikarin Schütz: Generell gefällt es mir hier in der Gemeinde sehr gut. Es war sehr schön, direkt am Anfang vom Kirchenvorstand und vom Posaunenchor so herzlich aufgenommen zu werden und mit der Zeit kamen immer mehr Menschen dazu, die mir das Ankommen hier durch ihre Offenheit und Zuversicht leicht gemacht haben. Es ist schwierig zu sagen, was mir am besten gefällt. Ich finde es toll, hier so vielen unterschiedlichen Menschen zu begegnen, denen der christliche Glaube so am Herzen liegt. Was mir allerdings ein besonderes Anliegen geworden ist, das sind die Gottesdienste in der Seniorenresidenz Henneböhl. Ich kann dort viele alte Menschen kennen lernen, von deren Glauben und Lebensgeschichten ich viel lernen kann. Die Gespräche mit den Senioren sind lehrreich und bewegend. Es ist mir eine große Freude, dort Gottesdienst mit Abendmahl feiern zu können und zu sehen, wie sehr sich die Senioren darüber freuen. Mir ist es ein großes Anliegen, dass die Senioren wissen, auch sie sind Teil unserer Gemeinde, auch wenn sie nicht mehr zu den Veranstaltungen kommen können.

Was mir noch sehr gut gefällt, ist der überaus engagierte Kirchenvorstand. Es macht Spaß mit euch zusammen zu arbeiten, vielen Dank dafür! Es ist auch sehr entlastend und eine große Freude, dass ich mir hier um die musikalische Begleitung der Gottesdienste keine Sorge machen muss, da Iris Thierolf dies immer zuverlässig und wunderbar bewältigt. Auch im Sensbachtal und in Schöllenbach-Bullau bin ich auf gute Organisten getroffen. Das ist nicht selbstverständlich, als Kirchengemeinde in diesem Bereich so gut versorgt zu sein.

Ansonsten fand ich die vielen Veranstaltungen in unserer Gemeinde und auch generell in Beerfelden schön. Ich denke an den Gottesdienst am Pferdemarkt, am Brunnenfest und an der Kerwe. Ich denke an tolle Konzerte von Chor und Posaunenchor.

Pfarrer Bahre: Gibt es auch etwas, was dir in dieser Zeit schwer auf dem Herzen lag?

Vikarin Schütz: Aufgrund vieler anderer Termine im Vikariat und meinem Anfahrtsweg habe ich es nur eine kurze Zeit geschafft, im Posaunenchor mitzuspielen. Es ist ein toller Posaunenchor mit lieben Menschen, die mir ans Herz gewachsen sind, daher liegt es mir schwer auf dem Herzen, dass ich nicht öfters mitspielen konnte. Auch andere Gruppen konnte ich nicht so häufig besuchen, wie ich es gerne getan hätte. Ich wäre zum Beispiel gerne öfters zur Miteinander-Gruppe gegangen, aber das gab die Zeit nicht her. Vikariat bedeutet exemplarisches Lernen. Das ist mir zuweilen schwer gefallen, nicht noch präsenter bei den Menschen in der Gemeinde sein zu können, aufgrund der Umstände der Ausbildung.

Pfarrer Bahre: Du hast als angehende Pfarrerin sehr viele unterschiedliche Tätigkeitsfelder: Das Feiern von Gottesdiensten, Seelsorge, Religions- und Konfirmandenunterricht, Erwachsenenbildung, aber auch immer mehr Managements-Aufgaben, Verwaltung, sowie Steuerungs- und Leitungsaufgaben. Auch der Reform- und Transformationsprozess muss begleitet werden. Gibt es Bereiche, die dir besonders zusagen und worauf könntest du verzichten?

Vikarin Schütz: Mir sagt momentan am ehesten das Feiern von Gottesdiensten an verschiedenen Orten und das Begleiten von Menschen in Trauer bei Bestattungen zu. Außerdem gehe ich gerne zu Gruppen in der Gemeinde, bei denen ich mich mit den Menschen unterhalten und Beziehungen aufbauen kann. Mir ist es ein Anliegen, über den Glauben mit anderen ins Gespräch zu kommen und in der Gemeinschaft Jesu Christi zu leben. Das geht meiner Meinung nach nur, wenn wir zueinander in Beziehung treten und uns gegenseitig im Glauben ermutigen und ermuntern. Daher schaue ich mit Sorge auf die Verwaltungsarbeit, von der ich im Vikariat nur einen Bruchteil kennen gelernt habe, die im Pfarralltag aber deutlich überhandnimmt. Und leider hat nicht jede Gemeinde so tolle Sekretärinnen, die einem so viel Arbeit abnehmen wie hier in Beerfelden (ein großer Dank an Frau Tragiser und Frau Meinel!).

Der Unterricht in der Schule ist sehr viel Vor- und Nachbereitungsarbeit, aber es ist eine tolle Möglichkeit, den Kindern von Gott und Jesus zu erzählen, weshalb ich gerne in der Schule unterrichte, denn ich selbst lerne sehr viel von den Kindern, die tolle Fragen zum Glauben stellen und manch überraschende Antwort geben.

Pfarrer Bahre: Was wünschst du dir für die Landeskirche?

Vikarin Schütz: Ich wünsche mir, dass der Blick der Landeskirche und ihrer einzelnen Mitglieder klar auf Jesus Christus ausgerichtet ist. Ich wünsche mir, dass viel in der Bibel gelesen wird und diese Heilige Schrift als starkes und wahres Fundament unseres Glaubens gesehen wird. Ich wünsche mir, dass das Wirken des Heiligen Geistes ernst genommen wird.

Ich wünsche mir, dass Pfarrpersonen von Verwaltung entlastet werden, zumal die zuständigen Gebiete immer größer werden, da es weniger Pfarrpersonen geben wird in den nächsten Jahren. Ich wünsche mir, dass die Landeskirche offen für Neues ist, aber dabei mutig bleibt, das Evangelium klar zu verkündigen, manchmal auch gegen den Wind der Zeit. 

Pfarrer Bahre: Du lebst in deinem Vikariat eine Besonderheit: Normalerweise soll der Vikar/die Vikarin in der Kirchengemeinde leben, in der das Vikariat absolviert wird, bei dir ist das bereits von Beginn an anders: Da dein Mann Vikar in Neckarsteinach war, habt ihr gemeinsam auch dort gelebt und du bist mit dem Auto angereist. Mittlerweile ist dein Mann ordiniert, hat also sein Vikariat abgeschlossen und ist für ein Jahr als Pfarrer in den Norden des Dekanats beauftragt worden. Dort wohnt ihr zusammen im dortigen Pfarrhaus. Wie ist das Leben im Pfarrhaus für dich und wie geht es dir dabei, zugleich hier in Beerfelden deinen Dienst zu tun?

Vikarin Schütz: Das Leben dort ist sehr angenehm, da ich die schöne Natur des Odenwalds nun noch besser genießen kann als zuvor in Neckarsteinach. Im Pfarrhaus lebt es sich gut und es ist interessant mitzubekommen, was alles in Gemeinderäumen im gleichen Haus und rund um die Kirche passiert. Wir leben jetzt zentral im Ort, was auch seine Herausforderungen hat, wenn man sich privat zurückziehen möchte. Da es nur für ein Jahr ist, können wir so aber gut das Leben im Pfarrhaus testen und lernen, was wir in Zukunft beachten sollten. Der Weg nach Beerfelden ist für mich jetzt weiter. Aufgrund des Examens bin ich nun auch seltener in der Gemeinde. Dennoch ist für mich Beerfelden „meine“ Gemeinde und ich freue mich immer, wenn ich vor Ort bin. In die Gemeinde meines Mannes bringe ich mich bis zum Ende des Vikariats erstmal nicht ein. Daher bleibt meine volle Konzentration auf Beerfelden ausgerichtet.

Pfarrer Bahre: Im Juni wirst du deinen Lehrpfarrer im Dienst vertreten, das heißt, du wirst alle Amts- und Dienstgeschäfte von mir in dieser Zeit übernehmen. Was ist dir in dieser Zeit besonders wichtig?

Vikarin Schütz: Mir ist wichtig, dass ich besonders in diesem herausfordernden Monat von der Gemeinde unterstützt werde, so wie sie es bis jetzt wunderbar getan hat. Mir ist wichtig, dass es trotz neuer Herausforderungen ein schöner Monat wird, in dem ich weiter lernen kann. Ich bin sehr dankbar, dass ich nicht alleine bin, sondern Pfarrer Frohmuth in der Not und mit erheiternder Freude als Rettungsanker da ist, sowie ein sehr kompetentes Gemeindebüro und der Kirchenvorstand.

Pfarrer Bahre: Wie geht es nach deiner Verabschiedung, also ab Juli, für dich weiter?

Vikarin Schütz: Nach dem Vikariat erfolgt noch für 6 Monate das Spezialvikariat. Dabei werde ich im Zentrum Verkündigung der EKHN in Frankfurt bei der Abteilung Kirchenmusik aktiv sein. Danach trete ich ab dem 01.01.2025 meine erste Stelle an und werde gemeinsam mit meinem Mann voraussichtlich Richtung Westerwald ziehen.

Pfarrer Bahre: Worauf freust du dich als Pfarrerin später besonders?

Vikarin Schütz: Ich freue mich, mit vielen Menschen unterschiedlichen Alters arbeiten zu können. Ich freue mich, Neues ausprobieren zu können und mehr eigene Entscheidungen treffen zu können als im Vikariat. Ich sehe aber auch viele Herausforderungen. Ich hoffe, dass ich gemeinsam mit meinem Mann in einer Gemeinde wirken kann und wir so beide das, was uns am Herzen liegt, tun können, nämlich die frohe Botschaft von Jesus Christus zu verkünden und gemeinsam von unserem Glauben erzählen zu können, um Gemeinde zu bauen.

„Ich bin dankbar, in der Ev. Kirchengemeinde Beerfelden mein Vikariat machen zu können. Danke an alle, die mein Vikariat bereichern und mich unterstützen! Bis Juni bin ich noch hier und ich freue mich auf weitere neue oder vertiefende Begegnungen!“


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