Kindergottesdienst Beerfelden
Kinder, die mit Palmzweigen winken und dabei ausgelassen sind. Ja, so stellt man sich Palmsonntag in einem Gottesdienst vor. Fröhlich, heiter, ausgelassen. Aber der diesjährige Palmsonntag-Gottesdienst war anders. Ganz anders.
Das merkte man schon beim Betreten der Kirche. Die Bänke im Mittelschiff waren verschwunden und dafür Stühle im Halbkreis aufgestellt. Sitzkissen für die Kinder lagen im Chorraum… Eine besondere Atmosphäre lag in der Luft.
Schon bei den ersten Klavierklängen merkte man diese besondere Stimmung. Es erklang nicht ein fröhliches heiteres Lied, sondern ein sehr emotionales. „Angel“ von Robbie Williams. Irgendwie war das Lied genau der perfekte Einstieg auf den Gottesdienst. Übersetzen Sie mal den Text ins Deutsche, dann wissen Sie, was ich meine. Und in diese Stimmung kam das Motto des Gottesdienstes besonders zu tragen, welches lautet:
„Höchste Höhen und tiefste Tiefen, überschwänglicher Jubel und grausames Leid alles an einem Tag und immer ist Jesus mit dir“
Wer beim Gottesdienst genau zuhörte und schaute, bemerkte immer wieder diesen Satz. Egal ob gesprochen, gelegt oder gesungen. Mit vollem Elan waren die Kinder dabei als sie Ihr Anfangs- bzw. Schlussritual begingen. Dem gegenüber stand die Besinnlichkeit des Gebetes. Man spürte die fröhliche, glückliche Stimmung bei den Liedern und dann erlebte man diese nachdenkliche Stimmung, die überblieb, nachdem die Kinder ein Bodenbild gelegt hatten.
In diesem Bodenbild legten die Kinder die Palmsonntag-Geschichte nieder. Es ging sogar noch weiter. Sodass schon die traurigen Stationen, welche in der Karwoche folgen, sichtbar wurden. Also wieder das Himmelhochjauchzende und zu Tode Betrübte. Man erkannte: Auch Jesu Leben war mal fröhlich und dann so traurig. Von einem Tag auf den anderen. So wie wir es heute auch erleben.
Er, also Jesus, wollte so sein wie wir, wie die einfachen Leute. Deswegen wurden auch die vorher ausgelegten Insignien eines Königs wieder entfernt. Man konnte spüren, dass Jesus kein König war, wie man ihn sich vorstellt. Er war ein König ohne prächtige Kleider, ein König ohne Starallüren. Das sah man ganz deutlich!
Selbst die Kleinigkeiten (welche nicht beabsichtigt waren!) haben dem Bodenbild soviel Ausdruck verliehen. Ich denke da an den immer wieder umfallenden Soldaten. Überhaupt stellten wir fest, wie sehr sich die Palmsonntag-Geschichte auf die heutige Zeit übertragen lässt. Und immer wieder diese seltsame, besinnliche, nachdenkliche, aber zugleich schöne, andächtige, ja glückselige Atmosphäre.
Alles in allem denke ich, dass der Schlusssatz des Bodenbildes nicht besser hätte den Gottesdienst beschreiben können, denn er lautete:
„Und so bleibt heute, bei all der Freude über den „anderen König Jesus“ eine nachdenkliche Stimmung übrig. Aber auch sie gehört in die Heilige Woche, genauso wie Jesus seinen Weg unbeirrt weiterging aus Liebe zu uns“. In diesem Satz kann man vielleicht am besten sehen, was das für ein einzigartiger Gottesdienst war, der für mich und vielleicht auch für Sie, die diesen Gottesdienst besucht haben, eine lange Zeit im Herzen nachhallte. Und noch eines zeigte der Gottesdienst: Nämlich, dass Kinder nicht nur fröhliche Gottesdienste gestalten können, sondern auch nachdenkliche! Es war einfach ein Gottesdienst. der die Karwoche nicht besser hätte einläuten können.