Going Home - Gospeloratorium 2024
Kategorie: Allgemeine Nachrichten
Bildrechte: Dorothee Kaffenberger
Zur Aufführung kam „Going Home“, ein Gospeloratorium von Ralf Grössler in der Ev. Martinskirche in Beerfelden und einen Tag später im Autohaus Treffpunkt Thierolf.
„Bis auf den letzten Platz besetzt!“ Den Satz, der jedem Chorleiter und Chorleiterin ein Lächeln ins Gesicht zaubert, konnte Iris Thierolf am Wochenende gleich zweimal für sich beanspruchen.
Thierolf, die seit 27 Jahren als nebenamtliche Kirchenmusikerin in Beerfelden tätig ist, liegt Chorarbeit sehr am Herzen. Neben einem jährlich entstehenden Projektchor gibt es noch den Kirchenchor, einen Kinderchor, der Jugendchor Flying Vocals und die Swinging Ladies. Diese Chöre bildeten meistens den Grundstock für die Projektchöre, die zur Aufführung der Messen und Oratorien benötigt wurden. Thierolfs Leidenschaften sind eigene Kompositionen von Musicals, Messen, Liedern und Arrangements. Aber auch Gospeloratorien von Ralf Grössler wie „Our Father in Heaven“ und „Missa Parvulorum Dei“ wurden von ihr schon mit ihren Chören aufgeführt. Grössler ist durch und durch Kirchenmusiker. Sein Steckenpferd ist die Verbindung der traditionellen Kirchenmusik mit Gospel- und Jazzelementen.
Die größte Herausforderung bei dem diesjährigen Oratorium Going Home bestand darin, dass zwei Projektchöre gebildet werden mussten. Jeder Chor probte an einem anderen Tag, aber auch gemeinsam Die Proben forderten den Sängern und Sängerinnen viel ab. Rhythmus und mannigfaltiger Text, verbunden mit schnell zu singenden Musikpassagen mussten bewältigt werden. Dass dies hervorragend funktionierte, konnte man am Wochenende hören und sehen. Das Klangbild der beiden Chöre war hervorragend und perfekt aufeinander abgestimmt, was man gerade an den im Wechsel gesungenen Partituren feststellen konnte. Die Freude und Begeisterung an den einzelnen Stücken waren den Sängerinnen und Sängern anzusehen. Aber auch die Musiker der Kurpfalzphilharmonie, die die großen Aufführungen von Thierolf schon seit über 20 Jahren begleiten, lebten die Musik förmlich mit und begleiteten mit einer Feinfühligkeit, die man selten findet.
Herausragend brillant auch die beiden Solisten David Krahl und Carl Philip Weber, die beide einen heimatlichen Bezug zur Region haben. Krahl, der in Eberbach geboren wurde, begann 2016 das Studium der Gesangspädagogik an der Wiesbadener Musikakademie. Nach weiteren Studien unter anderem an der Staatlichen Hochschule hat er Engagements als Sänger und Schauspieler am Koblenzer Theater und Staatstheater Stuttgart. Neben seinen solistischen Auftritten arbeitet er ebenfalls als Chorleiter und Stimmbildner.
Weber, der aus Erbach stammt, begann früh mit Gesangsunterricht bei namhaften Gesangslehrern und Professoren. Neben seinem Beruf als Förster gibt er zahlreiche Konzerte mit Konzertfach wie Weihnachts-Oratorium, Passionen, Opernarien und Liederzyklen.
Das Oratorium „Going Home“ oder „Auf dem Weg ins gelobte Land“ stellt in vier Teilen den Auszug des Volkes Israels aus Ägypten dar:
1. Der Aufbruch („New life begins“, „Sleepers Wake“, „We are free“, „Haven o fear“),
2. Unterwegs („Walk“, „I beseech the Lord“, „Shout for Joy“, „Why have you forsaken me“),
3. Suche nach Orientierung („Aus tiefer Not schrei ich zu dir“, „I am the Lord your God“, „Love your neighbour as yourself“), und
4. Nach Hause kommen („God is love“, „I will praise you“, „This is the day, the Lord has made“). Manchmal überraschend, aber immer mitreißend der Wechsel zwischen den Elementen Oper, Gospel und Jazz. Die umfangreichen Texte wurden größtenteils auf Englisch, aber dazwischen auch auf Deutsch gesungen. Die Solisten David Krahl, der die Partien des Josua übernahm und Carl Philip Weber, der den Mose sang, beeindruckten immer wieder mit ihrer herausragenden Stimmgewalt, auch im Wechselgesang mit den Chören. Ebenso als Duett harmonierten die Stimmen perfekt.
Stehende Ovationen schon während der letzten Lieder und stürmischer Applaus wurden mit zwei Zugaben belohnt. „We are free“ mit Krahl und „This is the day, the Lord has made“ mit Krahl und Weber im Duett.
Waltraud Dollinger