Die Sternenkinder-Grabstätte auf dem Beerfelder Friedhof
Bürgermeister Christian Kehrer konnte neben städtischen Vertretern auch Pfarrer Roland Bahre begrüßen, sowie Mitglieder des Lions-Clubs Eberbach, den Präses des Dekanates Odenwald Egon Scheuermann und Vertreter der evangelischen Kirchengemeinde Beerfelden. Auch das Bestattungshaus Ihrig war anwesend, sowie Bürger der Stadt Oberzent. In seiner Ansprache dankte der Rathauschef allen Unterstützern, insbesondere Mareike und Erik Sauer vom Bestattungshaus Ihrig, die die Idee zu dem „Sternenkinder-Friedhof“ in Beerfelden hatten. „Eigentlich ist es ein trauriger Anlass, dass wir hier sind“, meinte der Bürgermeister, und doch freue er sich, „dass wir uns dieses Themas annehmen“.
Roland Bahre sprach zunächst als Vorstandsmitglied des Lions-Clubs Eberbach, der mit seiner Förderung über die Hälfte der Kosten übernimmt und damit maßgeblich zur Realisierung des Projektes beitrug. „Es ist uns im Club ein großes Anliegen“, so der ehemalige Präsident Roland Bahre, „Projekte zu fördern, die im Sinne unseres Mottos „We serve“ auf eine breite gesellschaftliche Unterstützung stoßen.“ Der Lions-Club Eberbach wolle damit auch zum Ausdruck bringen, dass auch die Oberzent zum Einzugsbereich des Eberbacher Service-Clubs zählt und Roland Bahre zeigte sich dankbar, während seiner Präsidentschaft ein so wichtiges Projekt in der eigenen Stadt verwirklichen zu können.
Danach sprach Roland Bahre als Pfarrer von Beerfelden und hob hervor, wie sehr ihm dieses Projekt, auch persönlich, am Herzen liegt: „Dieser Friedhof liegt in der Mitte des größten Friedhofes in der Oberzent“, betonte Bahre. Dies sei ein Zeichen dafür, dass das Thema mitten in die Gesellschaft hineingeholt werde: „Wir senden damit an alle betroffenen Familien die Botschaft: Wir sehen dich! Das, was du erlebst, stellen wir in unsere Mitte!“
Und der Friedhof für Sternenkinder komme gerade zur rechten Zeit, findet Pfarrer Bahre: Durch die erst kürzlich vom Hessischen Landtag verabschiedete Reform des Bestattungsgesetzes ist erstmalig klar definiert, was Sternenkinder sind. „Das hat Einfluss auf die Art des Trauerns“, weiß der Seelsorger. Außerdem sind die Rechte der Familien von Sternenkindern gestärkt worden, indem sich die Frist für die Bestattung von 4 auf 10 Tage verlängert und damit eine Bestattung nicht mehr ein rein hygienischer und medizinischer Akt ist, sondern „die Würde des Abschiedes wieder im Vordergrund steht“, findet der Pfarrer. „Das ist definitiv ein Schritt in die richtige Richtung“, auch wenn er als Pfarrer nicht alles gut findet, was in den Entwürfen debattiert werde.
Insbesondere die Frage, ob Urnen zukünftig in privatem Umfeld, außerhalb von öffentlichen Friedhöfen beigesetzt werden dürfen, sieht der Pfarrer skeptisch: „Hier erleben wir eine Privatisierung von Trauer, die dem christlichen Gemeinschaftsgedanken kollektiven Abschiedes im öffentlichen Raum widerspricht“ findet Pfarrer Bahre. In der Trauer gehe es um gegenseitige Stärkung, um einen gemeinschaftlichen Weg als christliche Gemeinde. „Dem widerspricht es, wenn zukünftig Bestattungen in Privatgärten möglich sind oder vielleicht sogar gar keine Trauerfeier stattfindet und die Urne auf dem Kaminsims im Wohnzimmer der Familie ihre letzte „Ruhe“ findet“, betonte der Pfarrer. Schade sei auch, dass die Expertise und Kompetenzen der großen christlichen Kirchen zu diesem Thema bisher noch nicht eingeholt worden seien. „Zum Glück ist dieser Teil des Gesetzes aber noch nicht verabschiedet und ich hoffe, dass die hessischen Regierungsfraktionen hier noch ein Einsehen haben“, so Pfarrer Bahre.
Die Beerfelder Grabstätte und der Grabstein hingegen, der vom Steinmetzbetrieb Tobias Kabel im Sensbachtal angefertigt wurde, ermöglicht die Trauer für alle Familien, unabhängig von Religion und Herkunft. Das Kreuz auf dem Grabstein, betonte Pfarrer Bahre in seiner sehr persönlich gehaltenen Ansprache, sei für ihn nicht nur ein kulturelles Symbol für den Tod, sondern auch ein christliches Symbol des Lebens und der Hoffnung, von der er als Christ zutiefst überzeugt sei.
Mareike Sauer vom Bestattungshaus Ihrig hob hervor, der Stein solle ein Ort der Hoffnung und des Friedens sein. Sie wählte Worte aus dem 139. Psalm und betonte: „Die Liebe bleibt - auch über den Tod hinaus“. Die Veranstaltung endete mit einem Gebet und einer Segensbitte über dem Grabstein, gesprochen von Pfarrer Bahre.
