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Wie ich die Frauenhilfe erlebt habe

Jeder Beerfelder, also auch die Männer und nicht nur die Frauen, kennt die Frauenhilfe von irgendwo her.

Der große Basar der Frauenhilfe vor dem 1. Advent hat schon immer viele Interessenten und nicht nur Mitglieder der Kirchengemeinde ins Gemeindehaus gelockt. Wer gerne mal ein Schnäppchen machen möchte, oder sich mit selbstgestrickten Wollsocken versorgen will, ist da genau richtig.      Oder auch beim großen Sommerfest am Gemeindehaus in der Gabelsberger Straße, bei dem die Kindertagesstätte ihre Großen mit einem Gottesdienst in die Grundschule verabschiedet. Das ist seit Jahren immer wieder gleich: Wer an den von den Männern besetzen Grillstand und dem Getränkestand vorbeigegangen ist, kommt schon direkt am Aktionszentrum der Frauenhilfe vorbei: in der Küche wird Kaffee gekocht, Kuchen geschnitten, die Spülmaschine bedient, Handtücher getrocknet. Vor der Küche sitzen die Frauen, die die Kasse unter sich haben, Bons und belegte Brötchen verkaufen. Drinnen im Saal haben die Frauen wieder das Regiment. Am anderen Ende des großen Saals ist eine reichhaltige Kuchentheke aufgebaut, alles von Mitgliedern der Frauhilfe vorbereitet und durchgeführt.

Seit ich 1998 in den Odenwald gekommen bin und meine Frau Claudia zuerst für die Dekaneentlastung von Stephan Arras zuständig war und dann Pfarrerin für Hetzbach, Etzean und die Frauenhilfe, habe ich die Frauenhilfe auf verschiedenen Ebenen erlebt. Immer war sie ein fester Bestandteil des Gemeindelebens. Beim Sommerfest konnte ich im großen Saal im Gemeindehaus bei einer Tasse Kaffee mit Bekannten reden oder neue Leute kennen lernen. Unzählige Fotos habe ich dabei aufgenommen und archiviert. Namen und Gesichter erscheinen vor meinen Augen. Ich kann weit zurückschauen. Es war immer schön bei Euch!

Wenn ich dann genauer hinschaue, merke ich, dass mein Eindruck mich trügt. Nur weil mir die Frauenhilfe als eine Gruppe von immer aktiven, immer freundlichen, gesprächsbereiten Frauen aufgefallen ist, schien alles gleich, alles wie immer zu sein. Aber es hat sich ja doch was geändert. Die Gesichter haben sich geändert. Das Leben ist weiter gegangen. Der Vorsitz ist von Frau Elisabeth Hofmann auf Frau Erna Bechthold übergegangen und die hat den Vorsitz nach   12 Jahren von tätigem, manchmal anstrengendem Einsatz am Frau Margit Fahrbach abgegeben. Und manche, die beim 90-jährigen Jubiläum 2006 noch fit waren, waren beim 100-jährigen Jubiläum 2016 nicht mehr dabei. 

Beim Durchschauen der alten Fotos kommen bei mir liebe Erinnerungen auf.  Wenn mich das Haus Bergfrieden zur großen Weihnachtsfeier ins Bürgerhaus eingeladen hat, weil ich in Etzean in Vertretung meiner Frau gelegentlich einen Gottesdienst übernommen habe, traf ich die Frauenhilfe wieder. Ja natürlich, die Frauen hatten schon lange Kontakt dorthin und die Abordnung der Frauenhilfe saß am Tisch der Ehrengäste und verfolgte das Programm angefangen vom großen Krippenspiel bis hin zu den Ehrungen der Kegelgruppen mit Aufmerksamkeit

Wenn meine Frau mich gelegentlich zu einem Treffen der Frauenhilfe mitgenommen hat, habe ich nach einer Andacht und großem Kaffeetrinken immer interessante Programmpunkte erlebt.  Ich habe miterlebt, wie die Frauenhilfe mit den Jahren immer größer geworden ist.  „Ja“, erzählte man mir: „In vielen Beerfelder Familien ist das Tradition, dass immer eine Frau Mitglied der Frauenhilfe ist und wenn sie nicht mehr kann, übernimmt ihre Tochter die Mitarbeit in der Frauenhilfe. Das ist Ehrensache!“ Natürlich, so nett der große Kaffeeplausch auch ist, die Frauenhilfe hat es sich zur Aufgabe gesetzt, die Kirchengemeinde bei ihren Aktivitäten zu unterstützen. Und immer dann, wenn irgendwas geplant wird, gibt es bei den Frauen nie ein „Nein“.  Bei dem großen Jubiläum von Pfarrer Roger Frohmuth im Jahr 2018 waren es ausnahmsweise die kochenden Männer (die „Martinsmänner“ mit ihren roten Jacken) die fürs Essen gesorgt haben, aber sonst kann ich mich nicht an ein Fest ohne den Einsatz der Frauenhilfe erinnern. Es waren seltene Gelegenheit, wo man einfach eine Beerfelder Metzgerei beauftragt hat, das Catering zu übernehmen (war auch köstlich!). Da hat dann der unvergessene Küster Karl Beysel das Regiment geführt.

Beim Blättern durch mein Album schwelge ich in Erinnerungen. 2002 waren Pfarrer Köpp und Frau Doris Köpp als hochgeschätzte Ehrengäste dabei. Immer wieder gab es auch große festliche Anlässe, da waren Ehrengäste zum Gratulieren gekommen. Pfarrer Richard Benner und Frau Marianne Münkel von der katholischen Nachbargemeinde, unsere Bürgermeister Gottfried Görig und Christian Kehrer, unsere lokalen Politiker und Frau Renate Drevensek vom Dachverband der Frauenhilfe konnten sehen, dass hier eine lebendige, tätige Gemeinschaft von Frauen immer wieder was auf die Beine stellt.                       

Und dann waren da die Ausflüge, zu denen ich immer ausdrücklich miteingeladen war. Die waren seit Jahren immer gleich gut organisiert. Ein neues Ziel, wo man noch nie gewesen ist, notfalls auch ein bisschen länger Bus fahren, eine Stadtführung, Mittagessen und Kaffeetrinken und eine nette Schlussrast. Keine Mehrtagesfahrten - jede Mitreisende will abends wieder zu Hause sein, in ihrem eigenen Bett schlafen.  Und immer gleich, für Frauen, die nicht mehr gut laufen konnten, war unten im Bus ein Rollator dabei. Bei Gruppenaufnahmen wurde für die, die nicht mehr lang stehen konnten, ein Stuhl organisiert. An Stufen, die schwierig zu bewältigen waren, stand immer eine helfende Hand. So konnten alle mitfahren, ohne Angst haben zu müssen, irgendwas nicht bewältigen zu können.  Ich erinnere mich noch gut an eine Frau, die Angst vor Wasser hatte. Sie fürchtete die Fahrt auf dem großen Ausflugsschiff. Aber die anderen Frauen waren schnell dabei, ihr Mut zuzusprechen, sie in die Mitte zu nehmen, sie an Bord so zu setzen, dass sie den großen Fluss nicht sehen musste. Schließlich war sie ganz entspannt und hat dieses Abenteuer richtig genossen. Über all diese kleinen und großen Handreichungen ist nie weiter geredet worden, das war doch selbstverständlich. Die jüngeren Frauen haben es den Älteren nie zum Vorwurf gemacht, dass sie auch mal auf jemanden warten mussten. Die Älteren konnten Aufgaben, die sie nun nicht mehr so gut schaffen konnten, unbesorgt in jüngere Hände abgeben.  

Ich wünsche der Frauenhilfe, die für mich immer gleich gut aussah und die mit den Jahren doch immer weitergewachsen ist, für die Zukunft, dass immer wieder jüngere Frauen da sind, die mitmachen, die bereit sind, die Aktivitäten der Kirchengemeinde möglich zu machen, die weitertragen, was der vorangegangenen Generation wichtig war. Ich wünsche Euch dazu Gottes reichen Segen!

Weil es uns Menschen immer wieder wichtig ist, gebraucht zu werden, seid Ihr bei der Frauenhilfe am richtigen Platz. Ein gutes, schwesterliches Miteinander ist garantiert.

Dieter Borck, Pfr.i.R.


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