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Angedacht - Auf einen Blick in Psalm 91,11f

„Denn er hat seinen Engeln befohlen, dass sie dich behüten auf allen deinen Wegen, dass sie dich auf den Händen tragen und du deinen Fuß nicht an einen Stein stoßest.“

Liebe Gemeinde, im vergangenen Jahr hatte ich in Hirschhorn und Langenthal 18 Taufen. Das ist erfreulich. Es waren schöne Gottesdienste. Sowohl am Bach als auch in der Kirche. Bei vielen dieser Taufen wurde ein Vers aus dem 91. Psalm als Taufspruch gewünscht. „Denn er hat seinen Engeln befohlen, dass sie dich behüten auf allen deinen Wegen.“

Und da dachte ich manchmal bei der Taufanmeldung, bitte nicht schon wieder Psalm 91,11.

Dieser Engelvers, er scheint eine magische Anziehungskraft auf viele Menschen zu haben, die ihre Kinder zur Taufe bringen. Der Gedanke des Schutzengels, der uns vor allem aus dem Buch Tobit bekannt ist, er ist allgegenwärtig.

Viel gegenwärtiger als Jesus selbst, den wir doch in jeder Situation anrufen können.

Ähnlich wie bei Taufen ist es auf Friedhöfen. Auf vielen Gräbern sehen wir kleine Engelsfiguren stehen. In Trauergesprächen erzählen mir manche Leute, dass sie glauben, dass ihr Verstorbener jetzt ein Engel ist.

Lieder über Engel werden in vielen Trauerfeiern von Schlagersängerinnen abgespielt.

Die Bibel sagt uns an keiner Stelle, dass wir zu Engeln werden. Und niedlich und pausbackig sind sie auch nicht. In der biblischen Beschreibung oftmals auch angsteinflößend und schrecklich. Brennend, mit vielen Flügeln. Als Thronwachen Gottes werden die Cherubim und Serafim beschrieben.

Der Engel Gabriel wird wohl bei den Teenangermaria etwas sanfter aufgetreten sein, als er ihr verkündigte, dass sie schwanger werden sollte.

Der Erzengel Michael in der Offenbarung dagegen führt als eiserner General das himmlische Heer an und bläst zum Kampf gegen den Teufel.

Vielleicht kennen Sie die Fernsehserie „Pfr. Braun“ mit Ottfried Fischer. Wenn er in der Kirche sitzt und Gott um Rat bittet, fällt meistens ein Sonnenstrahl durchs Fenster und gibt ihm ein Zeichen. Oft habe ich sowas auch schon im Gottesdienst erlebt, wenn plötzlich die Sonne durch die Fenster fällt, als ob Gott uns etwas sagen wollte. Viele werten auch das als Besuch eines Engels.

Engel, ja es gibt sie. Aber sie sind Boten Gottes. Keine Wünsche erfüllenden guten Feen. Gott schickt sie uns, stellt sie uns zur Seite. Und sie sehen in den wenigsten Fällen so aus, wie wir sie uns vorstellen. Sie begegnen uns auch in Menschen, die uns Gott zur Seite stellen und die durch ihre Art, Hilfe oder Fürsorge für uns zu Engeln werden. Dafür sollten wir dankbar sein. Sie gehen vielleicht ein Stück mit und helfen uns.

An einem Stein stoßen werden wir uns trotzdem. Das kennt jeder von uns. Ist jedem schon passiert. Und wir werden uns weiter stoßen. Ein Leben lang. Ebenso wie kleine Kinder, denen dieser Vers als Taufspruch zugesprochen wird. Sie werden sich stoßen. Jeder Mensch erlebt Höhen und Tiefen. Dieses Wort bedeutet vielmehr, dass ich mich in allen Höhen und Tiefen im Gebet an Gott wenden soll, damit er mir hilft. Durch seine Engel, die keinesfalls mit Flügeln und im weißen Kleid auftreten, sondern manchmal auch ganz alltäglich in den Menschen, die uns begleiten.

Auch dafür heißt es dankbar zu sein. Gott zu danken für alle, die einen begleiten, die einen beschützen, einem helfen und Wegbegleiter sind. Ich glaube jedem von uns fallen solche Menschen ein, wenn wir auf unser Leben zurückblicken.

Menschen, die uns vielleicht seit unserer Taufe begleiten oder auch erst später in unser Leben getreten sind.

Halten wir die Augen offen nach ihnen und bitten unseren Herrn, dass er sie senden möge.

Herzlichst,

Pfr. Alexander Muth


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