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Angedacht - "Zur Freiheit hat uns Christus befreit"

,,Mich halten keine Fäden fest, ich bin allein auf dem Podest; ich bewege mich ganz frei, und kein Mensch hilft mir dabei!" So singt die Marionette Pinocchio bei ihrem ersten Auftritt in der Kneipe des zwielichtigen Stromboli.

Besonders bei Kindern ist die Geschichte des kleinen Pinocchio ja bekannt: Der Holzschnitzer Gepetto schnitzt sich eines Tages eine Marionette aus Pinienholz und nennt sie ,,Pinocchio". Weil er sich sehr wünscht, Pinocchio möge ein richtiger kleiner Junge sein, erweckt eine gute Fee die Marionette zum Leben. Pinocchio ist zwar nach wie vor eine Holzpuppe, aber er kann sich frei bewegen, denken und sprechen. Er kann eigene Entscheidungen treffen und die Fee verspricht ihm, wenn er sich als tapfer, aufrichtig und selbstlos erweisen würde und wenn er zwischen Recht und Unrecht unterscheiden könne, dann würde aus Pinocchio ein richtiger Junge aus Fleisch und Blut. Befreit von seinen Fäden kann Pinocchio nun zwar seiner Wege gehen, aber er muss

dann dafür auch die Verantwortung für sein Handeln übernehmen. Trotz guter Vorsätze geht zunächst alles schief. Pinocchio gerät in schlechte Gesellschaft, wird belogen, ausgenutzt, entführt und eingesperrt, wird dann selbst zum Lügner und schließlich sogar in einen Esel verwandelt. Erst als er endlich auf die Stimme seines Gewissens hört, wendet sich das Blatt und Pinocchio hat schließlich die Gelegenheit, seinen Vater" und Schöpfer Gepetto unter Einsatz seines eigenen Lebens aus großer Gefahr zu retten. Zum Lohn verwandelt ihn die gute Fee in einen lebendigen Jungen aus Fleisch und Blut.

,,Mich halten keine Fäden fest" - könnten auch wir singen, denn: … Zur Freiheit hat uns Christus befreit". Was das für uns Menschen bedeutet ist ganz ähnlich wie in der Geschichte vom Pinocchio. Gott hat uns Menschen erschaffen, aber nicht, um uns wie willenlose Marionetten herumzuführen, sondern als ein freies Gegenüber. Wir selbst können über unser Leben bestimmen und auch für uns kommt es darauf an, zwischen Recht und Unrecht zu unterscheiden. Damit verbunden ist aber auch, dass wir selbst die Verantwortung für unser Handeln übernehmen. Der oft gehörte Aufschrei: „Wie kann Gott dies zulassen?" geht daher an die falsche Adresse. Was auf der Welt passiert, und besonders, was an Gräueltaten während der Kriege in Jugoslawien, Ruanda und Somalia, was in Kuba und selbst was in Nordirland passiert, dafür ist nicht Gott verantwortlich, sondern die Menschen selbst - wir alle. ,,Zur Freiheit hat uns Christus befreit." Wir sind nicht festgelegt, noch nicht einmal auf unsere Sünden. Wir haben immer wieder die Möglichkeit, unser Leben neu zu gestalten. Was immer in unserem Leben bisher gelaufen ist, niemals ist es zu spät umzukehren und etwas aus unserem Leben zu machen. Die Liebe Jesu Christi macht das möglich. Und dennoch scheinen die Menschen aller Zeiten nichts mehr zu fürchten als die Freiheit. Liegt es vielleicht daran, dass größere Freiheit auch größeres Verantwortungsbewusstsein erfordert? Wer Herr seiner Entscheidungen ist, muss auch für die Entscheidungen geradestehen. Die Freiheit geht zugrunde, wenn alle nur fordern und keiner bereit ist, sich einzuschränken um anderer Menschen willen. „Zur Freiheit hat uns Christus befreit. - Bleibt daher fest und lasst euch nicht von neuem das Joch der Knechtschaft auferlegen!" Da hört man die Menschen doch immer wieder stöhnen, wie sie eingebunden sind ins System, wie sie in Sachzwänge verstrickt und durch mancherlei Rücksichten gehindert sind, das zu tun, was sie wirklich wollen und für gut halten. Man hört sie darüber sinnieren, was sie denn alles täten - auch an guten Taten - wenn sie denn nur könnten! Und man hört sie darüber jammern, wie die Umstände" sie daran hindern, wie ein wahrer Christ gegen Unrecht und Missstände und für ihre Mitmenschen einzutreten. Was aber, wenn man diesen Menschen deutlich klarmachen könnte, dass sie frei sind, von Christus zur Freiheit, die Christus uns schenkt.

Claudia Borck, Pfrn.   


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