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Angedacht - "Dran bleiben"

Liebe Gemeinde, wenige Jahrzehnte nach Jesu Tod und Auferstehung- in der Gemeinde des Evangelisten Johannes herrscht Verunsicherung.

Wer sich zu Christus bekennt und zur Gemeinde hält, gerät zunehmend unter Druck. Einige erzählen, wie man sich über sie lustig macht wegen ihres Glaubens an Jesus. Angeblich sind auch schon Christen wegen ihres Glaubens verfolgt und ins Gefängnis geworfen worden. „Ich weiß gar nicht, ob ich überhaupt noch dabei blieben soll“, fragen manche, einige haben der Gemeinde schon den Rücken gekehrt. Immer wichtiger wird e, sich im Glauben gegenseitig zu stärken. Man erinnert sich an Jesus: Hatte er nicht selber gesagt: Ohne mich könnt ihr nichts tun? Er hat sich doch selbst als den wahren Weinstock bezeichnet, der allen Lebenskraft gibt. Nur wer mit ihm in Verbindung bleibt, kann Frucht bringen. Darum: Es lohnt sich dranzubleiben.

In unsicheren Zeiten- damals und heute- tut Stärkung im Glauben gut. Bestärkung im Glauben ist die Konfirmation, die normalerweise in diesen Wochen in den Gemeinden gefeiert wird. Die Konfirmation soll die Jugendlichen dazu ermuntern, an den Fragen des Glaubens dranzublieben und die Verbindung zu Jesus und seiner Gemeinde nicht abbrechen zu lassen. Eigentlich braucht es solche Konfirmation nicht nur mit 14 Jahren, sondern immer wieder im Laufe des Lebens- und in diesen Monaten und Wochen ganz besonders. Wir brauchen die gegenseitige Stärkung, um dranzubleiben am wahren Weinstock Jesus Christus. Darum stelle ich vor: Drei Menschen erzählen, was es aus ihrer Sicht heute heißt, dranzubleiben.

Eine 16-Jährige, die vor zwei Jahren konfirmiert worden ist:

Meine Konfirmation- ja, das war eine super Feier. Vor allem, dass das Wetter so schön war und die vielen Geschenke. An den Gottesdienst kann ich mich kaum erinnern, nur dass ich ziemlich aufgeregt war, als ich vorne am Altar war. Ehrlich gesagt bin ich seitdem gar nicht mehr in der Kirche gewesen, nur einmal zu Weihnachten. Aber meine Konfirmationsurkunde, die habe ich aufgehoben. Ich schaue sie mir ab und zu an. Darauf steht:“ Jesus Christus spricht: Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben. Wer in mir bleibt und ich in ihm, der bringt viel Frucht; denn ohne mich könnte ihr nichts tun.“

Ich glaube schon, dass das so ist: dass wir Gott brauchen zum Leben. Auch wenn ich zur Zeit keinen Draht zur Kirche habe. Meine Interessen gehen im Moment in andere Richtungen. Hoffentlich schaffe ich meinen Realschulabschluss. Dann kann ich im Sommer eine Lehre anfangen und mein eigenes geld verdienen. Die Kirche ist mir jetzt nicht so wichtig, aber ich bleibe dabei. Ist doch klar, ganz ohne Glauben geht es nicht.

Eine Kirchenvorsteherin aus einem Dorf:

Wer bleibt schon? Hier bei uns im Dorf werden wir immer weniger. Nach der Schule gehen die jungen Leute weg, bei uns finden sie keinen Ausbildungsplatz und keine Arbeit. Hier ist doch sowieso nichts los, sagen sie. Früher gab es hier mehrere Handwerksbetriebe. Wir hatten zwei Bäcker, einen Lebensmittelladen und einen großen Gasthof. Einer nach dem anderen dichtgemacht. Immerhin haben wir noch unsere Kirche. Neulich habe ich einen Vortrag gehört über die Zukunft der Kirche. Die Kirche müsse wachsen, wurde gesagt. Wachsen, auch gegen den Trend. Nein, das ist nicht das Thema unserer Gemeinde. Wir werden nicht wachsen, wir werden weniger. Bei uns kommt es darauf an, dass wir nicht aufgeben. Dass wir dranbleiben und auch als kleine Gemeinde fröhliche Christen bleiben. Jesus sagt ja auch nicht, dass wir wachsen sollen, sondern dass wir bei ihm bleiben und Frucht bringen. Dafür will ich mich bei uns im Dorf einsetzen.

Ein Mann, der als Winzer einen eigenen Weinbaubetreib hat:

Das ehrt mich ja schon, dass unser Herr Jesus den Herrgott mit einem Weinbauern vergleicht, sagt er doch:“ Ich bin der wahre Weinstock und mein Vater ist der Weingärtner.“ Nicht dass ich mich für den lieben Gott halten würde, aber unser Beruf ist schon was Besonderes. Du kannst das nicht einfach als einen Job machen, nein, du musst schon ein besonderes Verhältnis zu deinen Weinbergen haben. Deine Weinstöcke brauchen viel Sorgfalt, damit sie gut tragen. Wilde Triebe musst du rauschneiden, da passt das Bild vom Herrn Jesus nicht so ganz. Aber das ist nicht so wichtig: Hauptsache, du bleibst bei deiner Sache, das mein Jesus doch. In die Kirche kann ich nicht so oft gehen, am Wochenende muss ich mich meist um meine Kunden kümmern. Aber es ist gut, dass die Kirche da ist; ich diene dem Herrn Jesus auf meine Weise. Ich denke manchmal: Die Arbeit im Weinberg ist mein Gottesdienst, es gehört ja zu unserem Auftrag, dass wir die Erde bebauen und bewahren sollen. Dabei will ich bleiben.

Liebe Gemeinde,

drei Menschen, die in ganz unterschiedlicher Weise dranbleiben an Jesus. Sie haben ihre je eigene Geschichte, so wie jede und jeder von uns seine ganz eigene Glaubensgeschichte erzählen könnte. Was ist Deine Geschichte mit dem wahren Weinstock Jesus? Und was ist Dein Beweggrund, dranzubleiben? Gemeinsam können wir – bei allen Unterschieden des Lebens und Glaubens- einstimmen in eines meiner Lieblingslieder aus dem Gesangbuch. Phillip Spitta hat es gedichtet:

„ ei dir, Jesu, will ich bleiben, stets in deinem Dienste stehn, nichts soll mich von dir vertreiben, will auf deinen Wegen gehen. Du bist meines Lebens Leben, meiner Seele Trieb und Kraft, wie der Weinstock seinen Rebenzuströmt Kraft und Lebenssaft.“ (Evangelisches Gesangbuch, Lied 406, die erste Strophe)

Es grüßt Sie ganz herzlich

Pfarrer Frohmuth


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